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viernes, 17. enero 2025
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Emil-Held-Archiv treibt Digitalisierung des Zeitungsbestands voran

Ausgaben vom Cóndor und anderer Publikationen bald online abrufbar

Paula Haindl und Ricardo Binder am Czur-Gerät im Emil-Held-Archiv. Foto: Walter Krumbach
Paula Haindl und Ricardo Binder am Czur-Gerät im Emil-Held-Archiv. Foto: Walter Krumbach

 

Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer. Das erschütternde Ereignis ging um die Welt, auch der Cóndor berichtete ausführlich darüber. In Kürze wird es im Emil-Held-Archiv des Deutsch-Chilenischen Bundes möglich sein, die sensationelle Meldung digital einsehen zu können.

Von Walter Krumbach

Der Vorgang ist denkbar einfach: Man gibt das Datum der Begebenheit in den Computer ein und sogleich erscheint die dazugehörige Ausgabe – in diesem Fall ist es die vom 11. November 1989. Der Artikel mit der Schlagzeile auf Seite 1 «Perestroika lässt Ostblock bröckeln» beschreibt den Todeskampf des Kommunismus in der Sowjetunion, Polen, Bulgarien, der ČSSR und Rumänien. Zwei Tage zuvor war die Zeitung im Druck, daher blieb die deutsch-deutsche Grenzöffnung unerwähnt. Die Nummer der darauffolgenden Woche dagegen jubelt auf dem Titelblatt mit großen, roten Lettern: «Die Mauer ist gefallen! Der erste Schritt zur Wiedervereinigung?» Dazu ein großes Foto von Mauer und Todesstreifen, auf dem ein Schild verkündet: «Wo das Volk die Macht ausübt, ist der Frieden in sicheren Händen».

Die Zeitungen, die im Emil-Held-Archiv lagern, sind zum Teil über 100 Jahre alt. Beim Blättern dieser Exemplare riskiert der Benutzer, ihnen einen irreparablen Schaden zuzufügen. Daher war es nötig, den Bestand zu digitalisieren. Paula Haindl übernahm die Aufgabe, jedes Exemplar Seite für Seite abzufotografieren und in das elektronische Archiv einzuordnen. Der Cóndor ist bereits von 1938 bis 2000 übertragen worden.

 

Suche nach weiteren 300 Ausgaben

Ricardo Binder, Vorsitzender des Archivkomitees, der sich engagiert für diese Tätigkeit eingesetzt hat, betont: «Nicht allein der Cóndor wurde digitalisiert, sondern auch mit anderen Periodika, wie die „Deutsche Zeitung für Chile“ (1909-1943), ist die Arbeit weit fortgeschritten. Allerdings werden wir in der Nationalbibliothek und in anderen Archiven nach einigen fehlenden Nummern forschen müssen». Paula Haindl weist darauf hin, dass etwa 300 Ausgaben ausfindig gemacht werden müssen.

Jüngst befasste sie sich mit der Digitalisierung der «Post», ein Blatt, das zwischen 1896 und 1897 in Puerto Montt verlegt wurde: «Ein interessanter Fall», meint sie, «da es sich um eine Lokalzeitung handelt, die während der Einwandererepoche herauskam.» Deutschsprachige Zeitungen gab es hierzulande jedoch schon vorher. Den Vogel schießen dabei laut Binder die «Deutschen Nachrichten für Südamerika» ab, welche in Valparaíso ab 1870 veröffentlicht wurden.

 

Digitalisierung mit ausgereifter Technik

Paula Haindl fotografiert die Zeitungen mit einem Gerät namens Czur ab: «Es ist eine Kamera mit eingebautem Beleuchtungskörper, der je nach Beschaffenheit des Papiers und seines Glanzes reguliert werden kann», erläutert sie. «Den Auslöser kann man über einen Pedal betätigen, weil man oft das Objekt mit den Händen günstig positionieren und festhalten muss.» Anschließend bearbeitet sie die Abbildung, wenn Korrekturen nötig sind und speist sie in das Digitalarchiv ein. Täglich lichtet sie je nach Schwierigkeitsgrad zwischen 80 bis 100 Seiten ab.

Der große Vorteil eines Czur-Geräts ist, dass die Bände nicht, wie bei einem Scanner, umgewendet und auf das Gerät gelegt werden müssen, was bei brüchigem Material riskant ist. Der Benutzer schlägt lediglich das Buch auf, als ob er es lesen wollte, justiert die Einstellung und fotografiert die Seite ab.

Die Digitalisierung des Zeitungbestands hat außer der Rettung der zum Teil wertvollen Inhalte noch zusätzliche Vorteile. So wird es aufgrund eines Programms, das die Zeichen der abfotografierten Seiten erkennt, möglich sein, Begriffe einzugeben, die von einer Suchmaschine ausfindig gemacht werden können. Zum Beispiel kann ein Herr Schmidt seinen Namen eingeben, wenn er einen Artikel über einen bestimmten Vorfahren sucht. Der Sucher wird ihm alsbald sämtliche Texte, in denen das Wort «Schmidt» erscheint, zeigen. Damit öffnen sich den Nutzern des Archivs ungeahnte Forschungsmöglichkeiten.

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