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lunes, 24. marzo 2025
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Smart Energy Concepts bei der Camchal

«Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Argument»

Die Energieeffizienz und den Einsatz Erneuerbarer Energien in der chilenischen Landwirtschaft zu fördern ist Aufgabe von Smart Energy Concepts der Camchal. Mit der Leiterin Annika Schüttler führte Cóndor-Redakteur Arne Dettmann ein Interview.

 

Annika Schüttler, Leiterin von Smart Energy Concepts, Agricola Santa Cecilia. Das Unternehmen hat seine Energieeffizienz gesteigert.
Annika Schüttler, Leiterin von Smart Energy Concepts, Agricola Santa Cecilia. Das Unternehmen hat seine Energieeffizienz gesteigert.

Frau Schüttler, in der Landwirtschaft kann man nicht nur Wasser, sondern auch Strom einsparen?

Annika Schüttler: Ganz genau. Wasser- und Energieverbrauch hängen in der Landwirtschaft eng zusammen. Wer Ressourcen schont und besser bewässert, weist auch einen niedrigeren Energiekonsum auf.

 

Nennen Sie uns bitte ein Beispiel.

In der primären Landwirtschaft müssen Pumpsysteme oft verschiedene Flächengrößen mit Wasser bedienen. Daher kommen meistens überdimensionierte Pumpen zum Einsatz, die mit ihrer starken Leistung große, gleichzeitig aber eben auch kleine Flächen versorgt. Da wird also Energie verschwendet. Mit dem Einbau von Wechselrichtern passt sich die Maschine jedoch auf den niedrigeren Bedarf an. Somit lassen sich 20 bis 40 Prozent Stromverbrauch einsparen. Eine solche Effizienzsteigerung haben wir beispielsweise beim Weingut Emiliana erreicht.

 

Es geht also hauptsächlich um Kosteneinsparung?

Generell gibt es nur wenige Faktoren, bei denen in der Landwirtschaft Kosten eingespart werden können. Im Vergleich dazu sind bei industriellen Prozessen durch den dortigen Einsatz von Motoren, Kompressoren und Kühlsystemen viel mehr Potenziale vorhanden. Auch ein Konzern wie Agrosuper ist gezwungen zu prüfen, wie viel Strom er bei der Schweinezucht pro Kilogramm Fleisch einsetzen muss. Neben der Kostenreduzierung ist die Nachhaltigkeit ein wichtiges Argument. Der Druck der Kunden – also den Abnehmern in Europa, den USA und Japan – wird größer, die Emissionen in der landwirtschaftlichen Produktion zu reduzieren und damit den sogenannten Kohlendioxid-Fußabdruck gering zu halten.

 

Welche Rolle spielt dabei Smart Energy Concepts?

Wir ermöglichen Machbarkeitsstudien, bei denen ganz konkret Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz analysiert werden. Die Co-Finanzierung liegt zu 60 Prozent bei uns, die anderen 40 Prozent muss das interessierte Unternehmen zahlen.

Wir hatten zuvor reine Energie-Audits angeboten und dabei leider schlechte Erfahrungen gemacht. Die von uns beratenen Firmen hatten praktisch nichts umgesetzt, die Consultings beinhalteten nur vage Empfehlungen. Jetzt schreiben wir Projekte aus, Bewerber müssen formell Anträge stellen. Wir werten dann aus, ob eine Machbarkeitsstudie sinnvoll ist. Wenn ja, erhält die Firme den Zuschlag.

 

Wer sind solche Firmen?

Neben dem erwähnten Weingut Emiliana haben wir mit landwirtschaftlichen Betrieben wie Argrícola Coigüe sowie Agrícola LCP in der Region Maule und vielen mehr zusammengearbeitet. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen wissen oftmals nur grob, welchen Stromverbrauch sie aufweisen. Für die technischen Details werden daher Ingenieure beauftragt, die dann die notwendigen Messungen zur Datenerhebung vornehmen.

Auch Landwirte zählen zu unseren Kunden. Sie stellen Freiflächen zur Verfügung, auf denen externe Betreiber beispielsweise eine Photovoltaik-Anlage errichten. Der Landwirt erhält einen Teil des produzierten Stroms zu einem günstigeren Tarif als im allgemeinen Netz und kann somit drei bis zu zehn Prozent Einsparung erzielen. Je nach dem geschlossenen Langzeitvertrag – zwischen 20 bis 30 Jahren – wird die Solaranlage danach ihm gehören. Wir von Smart Energy Concepts prüfen, ob solche Projekte realisierbar sind.

 

Wie werden Unternehmen auf Ihr Angebot aufmerksam?

Durch Öffentlichkeitsarbeit und den Besuch von Veranstaltungen wie Messen und Workshops. Das ist eine Ameisenarbeit, wir müssen aktiv nach Firmen Ausschau halten. Die Deutsch-Chilenische Industrie- und Handelskammer ist die einzige binationale Kammer, die sich mit ihren strategischen Bereichen wie Energie, Bergbau sowie Food und Retail diesem Thema so ausführlich widmet.

 

Wer finanziert Ihre Arbeit?

Das Projekt Smart Energy Concepts ist ein Projekt der Camchal. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.stellt im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative die Mittel dafür zur Verfügung. Die Initiative gibt es seit 2015 und wird voraussichtlich Ende 2019 auslaufen, da Chile als Oecd-Mitglied nicht mehr zu den Top-Ländern für Entwicklungshilfe zählt wie zum Beispiel Peru und Bolivien.

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