Leticia Gerdes-Marquizo und Ingrid Tölle koordinieren die Grupo Integración

Die Grupo Integración, das Netzwerk für Deutschsprachige in Chile, hat zwei neue Koordinatorinnen: Die Lehrerin Leticia Gerdes-Marquizo und die Immobilienmaklerin Ingrid Tölle haben gemeinsam die ehrenamtliche Arbeit übernommen, nachdem Stefanie Reibe im März nach Deutschland zurückgekehrt ist.
Von Petra Wilken
Bereits seit 20 Jahren existiert das Netzwerk, das sich zur Aufgabe gemacht hat, Neuankömmlingen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beim Einleben in Chile zu unterstützen und mit allen möglichen praktischen Tipps zu helfen. Aber auch wer schon länger in Chile lebt, kann die Dienstleistungen der Initiative kostenlos in Anspruch nehmen. Problemlösungen, Anschluss, Freundschaften und das Finden von Gleichgesinnten für Interessengruppen, Gesuche und Verkäufe – all das ist über die Grupo Integración möglich.
Dazu ist lediglich die Aufnahme in den E-Mailverteiler der Gruppe notwendig, in dem derzeit knapp 450 Teilnehmer eingeschrieben sind, die meisten von ihnen aus Santiago, aber einige auch aus anderen Städten. Zudem veranstalten die Organisatorinnen zweimal im Jahr ein Frühstück und alle zwei bis drei Monate einen Stammtisch. Die Frühstückstreffen werden jeweils kurz nach Schulbeginn und zum Start in das zweite Semester anberaumt, weil das die Momente mit den meisten Neuankömmlingen im Land sind.
Kontaktaufnahme zwischen Mitgliedern vereinfachen
Doch Leticia und Ingrid haben auch neue Ideen und Initiativen. Soeben haben sie eine Facebook-Gruppe eingerichtet. Während die E-Mail-Nachrichten immer an die beiden Koordinatorinnen gehen, die sie dann an den gesamten Verteiler weiterleiten, ermöglicht es Facebook, dass die Mitglieder direkt untereinander kommunizieren können und für ihre Initiativen werben: vom Literaturkreis über die Schreibwerkstatt bis hin zum Frauenmeditations-Wochenende. «Die Idee ist, die Kontaktaufnahme zu vereinfachen. Vor allem bei den Haushaltsauflösungen wird das hilfreich sein», meint Leticia.
Die Uruguayerin Leticia Gerdes-Marquizo wurde in Montevideo geboren, wo sie die Deutsche Schule besuchte und sich danach zur anerkannten Übersetzerin für Deutsch ausbilden ließ. Doch eigentlich wollte sie Deutschlehrerin werden. Da es in Uruguay dafür keine Universitätsausbildung und auch keine Bildungseinrichtung wie das LBI in Chile gab, bestand die Möglichkeit, das Studium über das Goethe Institut zu absolvieren. Ihr zweites Deutschlehrer-Diplom absolvierte sie in München.
Danach arbeitete sie zehn Jahre lang in Asunción als Lehrerin. Nach Paraguay lebte sie neun Jahre in Erlangen, wo die beiden Töchter geboren wurden, die jetzt zehn und acht Jahre alt sind. In Februar 2016 kam Leticia Gerdes-Marquizo mit ihrer Familie nach Chile. Sie arbeitet an der Deutschen Schule Santiago, wo sie zwei zweite Klassen unterrichtet und in einer auch die Klassenlehrerin ist.
In ihrer Freizeit kocht und backt sie leidenschaftlich gerne. Aus dem Hobby ist ein zweites kleines Standbein entstanden: Leticia ist Vertreterin für Thermomix-Küchenmaschinen, von denen sie begeistert ist, weil man, wie sie sagt, damit schnell, gesund und kreativ kochen kann. Deutsche Technologie, betont sie.
Die Herausforderung, eine eigene Firma zu gründen
Auch die Ekuatorianerin Ingrid Tölle hat zehn Jahre lang in Deutschland gelebt. Nachdem sie in Quito ein Ingenieursstudium der Fachrichtung Elektrotechnik abgeschlossen hatte, ging sie nach Berlin, um dort ihre Diplomarbeit zu schreiben. «Wenn man in diese Fachrichtung studiert, ist Deutschland ein Ziel», erklärt sie. «Bevor ich mit dem Studium fertig war, habe ich aus eigenem Interesse angefangen Deutsch zu lernen». In Berlin absolvierte sie ein Praktikum bei der Firma Osram.
Nach fünf Jahren in Berlin zog sie in die Nähe von Düsseldorf, und 2013 ging es dann von Deutschland nach Chile. Sie hat drei Jungen im Alter von 13, 11 und 9 Jahren, die alle auf die Deutsche Schule gehen. In Chile hat Ingrid ein Studium im Projektmanagement gemacht und sich in Marketing weitergebildet. Vor drei Jahren hat sie begonnen, als Immobilienmaklerin zu arbeiten und vor einem Jahr hat sie mit Home Solutions Chile ihre eigene Firma gegründet. «Eine eigene Firma zu gründen ist eine sehr große Herausforderung und erfordert viel Organisation und Ausdauer. Trotzdem ermöglicht sie es mir, mehr Zeit mit meinen Kindern zur verbringen, und das Immobiliengeschäft ist etwas, wofür ich eine Leidenschaft entwickelt habe», meint sie.
Zwei Latinas mit deutscher Erfahrung
Leticia Gerdes-Marquizo und Ingrid Tölle haben mehrere Gemeinsamkeiten: Beide sind «latinas», die auch ohne deutsche Eltern oder Vorfahren von sich aus Deutsch für ihren beruflichen Werdegang gewählt haben, beide haben in Deutschland gelebt und dort ihre Kinder bekommen.
Die Grupo Integración interessiert sie auch aus der eigenen Erfahrung heraus: Sie finden, dass Migration eine der schwierigen Erfahrungen im Leben eines Menschen ist, weshalb man sich gegenseitig unterstützen und versuchen sollte, sich in die neue Gesellschaft zu integrieren. Deshalb haben sich beide vorgenommen, dem Namen der Gruppe stärker gerecht zu werden.
Ihre Idee ist es, Initiativen anzubieten, durch die die deutschsprachigen Neuankömmlinge stärker in die chilenische Gesellschaft integriert werden. Das kann damit beginnen, dass zu den Gruppentreffen auch Chilenen eingeladen werden.
[box type=»info» style=»rounded» border=»full» icon=»https://www.condor.cl/grupo-integracion-2/»]In der Grupo Integración können sich deutschsprachige Neuankömmlinge genauso wie Personen, die bereits länger in Chile leben, problem- und kostenlos in den E-Mail-Verteiler einschreiben: grupointegracion2@gmail.com.
Wer möchte, kann zudem in die geschlossene Facebook-Gruppe aufgenommen werden: https://web.facebook.com/groups/grupointegracionchile/[/box]