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Bibers «Missa Salisburgensis»

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Von Walter Krumbach 

Die Platte enthält den Mittschnitt einer Aufführung der Salzburger Messe von Heinrich von Biber (1644-1704) am Originalschauplatz – dem Salzburger Dom – während der Festspiele 2016. Das Konzert beginnt mit ausgesuchten geistlichen Werken von Claudio Monteverdi (1567-1643). Die Darbietung besticht durch ihre imponierende Stilsicherheit, was der außerordentlichen Kompetenz des tschechischen Dirigenten Václav Luks (1970) zu verdanken ist.

Er hat zudem ein Sänger- und Instrumentalensemble zusammengestellt, das qualitätsmäßig keine Wünsche offen lässt. Sowohl bei Monteverdi als auch bei Biber vermittelt Luks ein historisch authentisches Klanggefüge. Die Akzentuierung stimmt immer und die Farben werden nie zu dick aufgetragen, was sich bei dieser monumentalen, prachtvollen Musik geradezu anbietet. Eine erstaunliche Gesamtleistung.

Bibers Messe war ein Auftragswerk zum 1100. Jubiläum des Erzstiftes Salzburg. Am 18. Oktober 1682 wurde sie nach einer Prozession der Honoratioren – einige hohen Würdenträger waren sogar aus Rom angereist – während des Festgottesdienstes uraufgeführt. Über 100 Musiker wirkten mit. Die verschiedenen Instrumentalgruppen und Chöre verteilte Biber vor dem Altar und auf den Orgelemporen. Der daraus entstehende Raumklangeffekt war überwältigend, zumal der Komponist nicht an glanzvollen Trompeten-, Posaunen- und Paukeneinsätzen gespart hatte.

Václav Luks positioniert seine Musiker anscheinend diesem Muster folgend, obwohl das Beiheft darüber kaum Auskunft gibt. Die überwiegend jungen Sänger und Instrumentalisten musizieren tadellos und hingebungsvoll. Es ist ein herzerfrischendes Erlebnis, ihnen zuzusehen und zu lauschen. Der erhebende Schauplatz, seine würdevolle Architektur, die kostbaren Malereien an den Wänden und die sieben Orgeln sind ein Fest fürs Auge.

Bildregisseurin Florence Levasseur fängt das Gotteshaus gekonnt ein und bemüht sich, dem musikalischen Geschehen auf den verschiedenen Ebenen zu folgen, was Toningenieur Quentin Rigo bedauerlicherweise nicht tut. Wenn etwa auf den vier Emporen mit üppiger Klangfülle musiziert wird, dreht er lediglich die Regler für die Hauptkanäle links, Mitte und rechts auf. Aus den hinteren Surroundlautsprechern kommt nichts, sie verstärken ausschließlich den Raumklang, wo es doch selbstverständlich war, die Klangquellen auf den beiden hinteren Emporen mit der gleichen Präsenz einzufangen und wiederzugeben.

Damit hätte die Technik den Hörer in die Mitte des Geschehens platziert, womit sie nicht nur die akustische Wahrnehmung des Publikums nachgebildet, sondern außerdem die verschiedenen Klangquellen mit der ihr gebührenden Stärke berücksichtigt und zusätzlich eine filigrane Wiedergabe sämtlicher Beteiligten gewährleistet hätte.

Extras über die Aufführungspraxis dieser einzigartigen Kunstform sucht man vergebens. Warum etwa hat niemand Václav Luks interviewt? Mit Sicherheit hätte er eine Fülle an Information über sein Konzept geben können. Ebenso hätte die Entstehungsgeschichte der Messe mit all ihren offenen Fragen, die erst in den letzten Jahrzehnten zum Teil geklärt worden sind, reichlich Stoff zu einer Dokumentation gegeben.

Schade um die wertvollen Kenntnisse, die den Käufern der Blu-Ray-Scheibe vorenthalten worden sind. Trotz dieser Mängel ist die Platte uneingeschränkt zu empfehlen. Es handelt sich um eine Referenzaufnahme, keine Frage.       

 

Heinrich von Bibers «Missa Salisburgensis» und geistliche Werke von Claudio Monteverdi. Österreich, 2016. Bildregie: Florence Levasseur. Produktion: Jakob Haendel. Musikalische Leitung: Václav Luks. Mitwirkende: Collegium Vocale 1704 und Collegium 1704. Spieldauer: 93 Min.

Bild                 *****                                                                          
Ton                 ***
Darbietung   *****
Extras            *

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