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«De la tragedia griega a los tiempos mejores» von Klaus Schmidt-Hebbel

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Der kategorische Imperativ für eine bessere Regierung

Der Ökonom Klaus Schmidt-Hebbel signiert Bücher bei der Vorstellung seines neuen Werkes in Santiago de Chile.
Der Ökonom Klaus Schmidt-Hebbel signiert Bücher bei der Vorstellung seines neuen Werkes in Santiago de Chile.

 

Am Montag präsentierte Klaus Schmidt-Hebbel in Santiago de Chile sein neues Buch: Eine Zusammenstellung von 50 Essays, die der Ökonom von 2012 bis Ende 2017 im «Mercurio» veröffentlichte – und die beweisen, dass Politik und Wirtschaft alles andere als akademisch-abstrakt sind müssen.

 

Von Arne Dettmann

«Quo vadis, Europa?», fragte Klaus Schmidt-Hebbel im April 2012 in der «Mercurio»-Kolumne «De puño y letra» angesichts der Griechenlandkrise. Und während die Europäische Union weitere milliardenschwere Rettungspakete für die Hellenen schnürten, empfahl der ehemalige Oecd-Chefvolkswirt in einer weiteren Kolumne im März 2015, die «griechische Tragödie» lieber mit einer ungewöhnlichen Rosskur zu beenden: Austritt Athens aus der EU, Rückkehr zur Drachme-Währung, gefolgt von Insolvenz-Erklärung und schwerer Rezession, dann aber wirtschaftlicher Erholung.

Es ist vor allem dieser knallharte Realismus, der die Würze in der Lektüre der gesammelten Essays ausmacht. Ob nun Berliner Mauerfall, Brexit oder die chilenische Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre: Immer wieder analysiert Klaus Schmidt-Hebbel die Situation akademisch professionell, um sich dann aber nicht in theoretische Fachsimpelei zu verlieren. Vielmehr bringt er es – oftmals lakonisch – flott und lesernah auf den Punkt. Staatliche Subventionen für Schlüsselindustrien? Bloß nicht! Die verzerren nur den Wettbewerb und gehen meistens nach hinten los. Eine Alternative zur Globalisierung? Gibt es nicht! Integration in die Weltwirtschaft lässt vielmehr die Einkommen steigen und Armut sinken.

 

«Entlassen Sie Ihre unfähigen Minister!»

Nicht gerade zimperlich geht der Ökonom mit den beiden Bachelet-Regierungen ins Gericht. Im November 2013 wünscht Klaus Schmidt-Hebbel der neu gewählten Präsidenten noch viel Erfolg. Ein Jahr später wird in einem zweiten offenen Brief der Ton dann schon rauer. Dringend mahnt der Autor an, die umstrittenen Steuer- und Bildungsreform zu revidieren. Und: «Entlassen Sie Ihre unfähigen Minister – es gibt zu viele davon in Ihrem Kabinett.»

Gegen Ende 2017 kommt dann in vier Essays das desaströse Zeugnis: Schlechte Reformen, steigende Staatsverschuldung bei einem gleichzeitig kümmerlichen Wirtschaftswachstum. Den Scherbenhaufen müsse nun die neue Regierung unter Sebastián Piñera aufkehren.

Obwohl Klaus Schmidt-Hebbel die ehemaligen linksgerichteten Regierungen des Bündnisses Concertación/Nueva Mayoría gehörig kritisiert, verliert er sich nicht in politischer motivierter Polemik. Ganz im Gegenteil: Wenn es ihm angebracht erscheint, teilt er auch Lob aus und beurteilt ohne ideologische Scheuklappen, was in der chilenischen Diskussionskultur sicherlich eine angenehme Ausnahme darstellt.

 

Blick über den Tellerrand wagen

Immer wieder ruft Klaus Schmidt-Hebbel seine Landsleute dazu auf, nicht im eigenen Saft zu schmoren, sondern den Blick über den Tellerrand hinaus zu wagen. Im Aufsatz «Nueva Zelanda: Kia Ora Aotearoa!» analysiert Schmidt-Hebbel die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte Neuseelands und zieht Lehren für Chile daraus. In vielen Grafiken, Ranglisten und Tabellen wird Chiles Position im internationalen Kontext verglichen und Lektionen für die Zukunft erörtert.

Überhaupt sind alle Beiträge von einem konstruktiven, pragmatischen Geist durchdrungen. Stets hat der Autor als Ziel ein entwickeltes Land vor Augen, in dem Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Eigentumsschutz, ein effizienter Staat und eine gute Regierungsführung Hand in Hand gehen. So etwas lasse sich nicht allein durch Wirtschaftswachstum erreichen. Wenn Chile zu Deutschland, Kanada, den USA und Japan aufschließen wolle, müsse es unter anderem auch sein Bildungssystem verbessern und mehr in Forschung und Entwicklung investieren.

Eine gefährliche Versuchung sei dagegen, auf simple und populistische Ansätze hereinzufallen. Korruption, staatliche Willkür und ökonomischer Niedergang seien die Folgen. Davon gebe es leider genügend Beispiele in Lateinamerika – mit katastrophalen Konsequenzen für die betroffenen Bürger.

 
[box type=»info» style=»rounded» border=»full»]Buch:

«De la tragedia griega a los tiempos mejores»

Autor: Klaus Schmidt-Hebbel
Verlag: Ediciones El Libero
ISBN: 978-956-9981-05-0[/box] 

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