Neues Migrationsgesetz geplant
Die Einwanderung nach Chile hat stark zugenommen: Mehr als eine Million Ausländer haben hierzulande Arbeit gesucht. Nun will die Regierung die Zuwanderung stärker regeln.
Von Arne Dettmann
Angesichts der rasant angestiegenen Einwanderung nach Chile in den vergangenen zwei Jahren will die neue Regierung unter Staatspräsident Sebastián Piñera die Zuwanderung stärker reglementieren. In den nächsten Tagen wird der Entwurf für ein entsprechendes Gesetz erwartet.
Während die bisherigen offiziellen Schätzungen von derzeit 600.000 Ausländern in Chile ausgingen, korrigierte das Innenministerium diese Zahl am Dienstag nach oben: Demnach befanden sich bis Juni 2017 bereits 961.000 Ausländer auf chilenischem Territorium. «Wir gehen davon aus, dass es bereits über eine Million sind», erklärte Rodrigo Ubilla, Staatssekretär im Innenministerium.
Lebten im Jahr 2006 noch 154.643 Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Chile, waren es 2015 bereits 465.000. Der Ausländeranteil stieg somit von ein auf 2,7 Prozent bei insgesamt 17,5 Millionen Einwohnern. Mit den nun neu vorgelegten Schätzungen würde sich der Ausländeranteil aber auf 5,5 Prozent belaufen. Zum Vergleich: In Deutschland sind es aktuell 11,3 Prozent.
Zu den fünf bedeutendsten Herkunftsstaaten der in Chile lebenden Ausländer zählen Peru (27,5 %), Kolumbien (17,8 %), Bolivien (17,1 %) sowie Haiti (5,8 %) und Venezuela (5,7 %). Insbesondere die Einwanderung aus dem armen Karibikstaat Haiti ist in den vergangenen zwei Jahren sprunghaft angestiegen: Im Jahr 2016 waren es 48.783, im vergangenen Jahr schon 104.782 Haitianer.
Hauptgrund der Zuwanderung: Arbeitssuche
Wer nach Chile einwandert, erhält meist ein befristetes Visum, ein Visum auf Basis eines Arbeitsvertrages oder zum Studieren. Doch eben nicht alle. Das Innenministerium geht davon aus, dass sich derzeit 250.000 bis 300.000 Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit illegal im Land aufhalten. In der Kritik steht in diesem Zusammenhang vor allem die Vergabe von einem Touristenvisum, das zu einem Aufenthalt von maximal 90 Tagen berechtigt und nur einmal um weitere 90 Tage verlängert werden kann. «Wir müssen endlich aufhören zu glauben, die Immigranten kommen hierher, um zu reisen, wenn sie in Wirklichkeit bleiben und Arbeit suchen», erklärte die Abgeordnete Paulina Ñúñez (RN).
Die neue Regierung unter Staatspräsident Sebastián Piñera beabsichtigt, die Visumsvergabe stärker zu reglementieren und die Einwanderung somit besser zu kontrollieren. Dazu soll ein spezielles Arbeitsvisum eingeführt werden, das auf ein Jahr befristet ist. Dieses könnte entweder schon im Herkunftsland bei den chilenischen Konsulaten oder bei Ankunft in Chile beantragt werden.
Zur Debatte steht aber auch, das Arbeitsvisum auf Grundlage eines Arbeitsvertrages wieder stärker an Ausländer zu erteilen. Dieses gilt mit mehreren Klauseln als restriktiver und könnte den Zustrom begrenzen. Im Gespräch ist zudem die Einrichtung einer neuen Migrationsbehörde.