Deutsch-Chilenische Gemeinschaft zu Spenden für das Werk aufgerufen
Der lang ersehnte Wiederaufbau des verfallenen Bismarckturms in Concepción hat endlich begonnen. Der deutsche Sportverein ruft die deutsch-chilenische Gemeinschaft im Cóndor auf, durch Spenden das Projekt zu ermöglichen.
Von Arne Dettmann
Mit Unterstützung der ICHAS (Instituciones Chileno-Alemanas del Biobío) unter der Koordination der DCB-Vertreterin Verena Hempel hat der Deutsche Sportverein als Erbe des Bismarckturmes das Projekt begonnen, um das Gebäude in seiner originalen Form von 1921 wiederherzustellen.
«Der Wiederaufbau soll ein Anlass sein, um sämtliche Institutionen der deutsch-chilenischen Gemeinschaft daran zu beteiligen und erneut gemeinsam Geschichte zu schreiben», erklärt Klaus Bornhardt, Vorstandsmitglied vom Club Deportivo Alemán Concepción. Der jämmerliche Zustand des Denkmals – verursacht durch Erdbeben und Vandalismus – sei geradezu eine Schande für die deutsch-chilenische Gemeinschaft. Schon oft habe es Versuche gegeben, ihn zu restaurieren. «Doch jetzt setzen wir das endlich in die Tat um!»
Restaurierung in mehreren Schritten
Das Architekturprojekt wurde von Florian Schepp erstellt. Ingenieur Juan Marcus (JMS Ingenieros Consultores) realisierte kostenlos die bautechnischen Berechnungen und Pläne. Die Restaurierung sieht folgende Schritte vor:
- Wiederaufbau des dritten Stockes in Stahlbeton, erdbebensicher
- Verschalung in Granitstein, um das urspüngliche Aussehen zu erlangen
- Reparatur der Spalten und Risse
- Einsetzen von Türen
- Einbau einer Treppe zum dritten Stock
- Forstplanung mit Conaf, um die freie Aussicht wiederzugewinnen
- Erstellung eines Museums im Inneren, wo die deutsche Einwanderung in Chile thematisiert wird. In diesem Museum werden auch Namen der Spender erscheinen, die den Wiederaufbau ermöglichten.
Das gesamte Projekt ist auf 60 Millionen Pesos (80.000 Euro) angesetzt und hat vor einem Monat nach Erhalt der ersten Spenden unter der Leitung von Klaus Bornhardt begonnen. «Wie bei seinem Bau wird auch jetzt die deutsch-chilenische Gemeinschaft bestimmt wieder mithelfen», hofft Cristian Westermeyer, Vorsitzender des Deutschen Sportvereins.
Das eingestürzte dritte Stockwerk konnte bereits in Stahlbeton wiederhergestellt werden. Doch es werden weitere Spenden dringend benötigt, um die nächsten Aufgaben anzugehen und das Werk zu vollenden.
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Wer helfen will, macht bitte eine Überweisung mit dem Hinweis «Mirador Alemán» und gibt dazu seinen Namen und seinen Wohnort an. Jede Summe ist willkommen. Alle Spender erscheinen auf der Internetseite www.deportivoaleman.cl. Spenden über 200.000 Pesos werden namentlich auf der Plakette im Museum erscheinen. Auch Institutionen können sich beteiligen.
Empfänger: Club Deportivo Alemán de Concepción
RUT 81.435.400-8
Banco BICE
Cta. Cte. 0301372-3
E-Mail: secretaria@deportivoaleman.cl
Auch in Europa ist eine Paypal-Überweisung möglich über: Paypal.me/BismarckturmChile
Zusätzliche Informationen auf Spanisch und Deutsch sind auf www.deportivoaleman.cl zu finden. Hier kann ein Informationsblatt heruntergeladen werden, um es an Freunde und Bekannte zu verschicken.[/box]
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Bismarckturm in Chile – einzigartig in Lateinamerika
Der Bismarck-Turm in Concepción stellt eine Besonderheit dar. Mit der Reichsgründung von 1871 setzte nicht nur im damaligen deutschen Kaiserreich eine starke Bismarckverehrung ein. Auch in vielen anderen Ländern und Kontinenten huldigten die Deutschen Otto von Bismarck, erster Reichskanzler des Deutschen Reiches, dessen Gründung der besagte Fürst maßgeblich vorangetrieben hatte. Weltweit gab es einmal bis zu 240 solcher Bismarcktürme, heute sind noch 173 vorhanden – und die einzige dieser besonderen Denkmalsform auf dem amerikanischen Kontinent befindet sich in Chile, in Concepción.
Arturo Junge stellte damals großzügig ein Grundstück auf dem Stadtberg zur Verfügung. Von oben bot sich ein fantastischer Blick auf Concepción, Talcahuano, San Vicente, San Pedro de la Paz sowie den Flussverlauf des Biobio. Im Volksmund wurde der Bismarckturm daher immer «Mirador Alemán» genannt.
Heutzutage stellt der Turm in erster Linie ein Symbol der Einheit der deutsch-chilenischen Gemeinschaft dar und ist Zeuge der deutschen Einwanderung in Chile. Doch der Zahn der Zeit, Erdbeben sowie Vandalismus setzten dem Bauwerk arg zu. Der zweite Stock fehlte schließlich ganz, hinzu traten Risse im Mauerwerk und abbröckelndes Gestein. Aus dem Turm wurde eine Ruine. Aus Sicherheitsgründen musste er geschlossen werden.
Sein Standort, der Cerro Caracol, wurde zudem von der ansässigen Bevölkerung gemieden, wie Klaus Bornhardt in seinem Vortrag zur 100-Jahr-Feier des DCBs feststellte. Doch das hat sich geändert. Der neue, restaurierte Parque Metropolitano gilt als sicher und ist jetzt ein beliebtes Ausflugsziel mit über 5.000 Besucher im Monat. Umso wichtiger, den Bismarckturm wieder auf Vordermann zu bringen, erklärt Klaus Bornhardt. Nach der Fertigstellung soll der Bismarckturm vom Staat als Monumento Histórico unter Denkmalschutz gestellt werden.[/box]