22. März 2018 – Internationaler Tag des Wassers
Avocados (Palta) haben sich in Chile zum Exportschlager entwickelt. Der Anbau hat allerdings Folgen für die Wasserversorgung.
Von Arne Dettmann
Die Avocado (Persea americana) ist nicht nur bei den Chilenen beliebt. Auch in Europa schätzen ernährungsbewusste Verbraucher die grün-cremige Frucht, gilt sie doch als nährstoffreich und stellt für Veganer eine Alternative zu Fleisch dar. Der Hype um das birnenförmige Gewächs führte im vergangenen Jahr zur Eröffnung des Gourmet-Tempels «The Avocado Show» in Amsterdam, Europas erstem Avocado-Restaurant. Avocado-Burger, Salate und Toast stehen zur Auswahl.
Doch was so schön klingt, hat auch eine ökologische Schattenseite. Für die Aufzucht von einem Kilo Avocado werden 1.000 Liter Wasser benötigt – achtmal mehr als für ein Kilo Kartoffeln. In der Gemeinde Petorca, V. Region Valparaíso, wo sich 40 Prozent der gesamten chilenischen Avocado-Produktion konzentrieren, hat der enorme Wasserverbrauch schon zum Austrocknen von Flüssen geführt.
Ortsansässige Kleinbauern haben in der Vergangenheit den großen Züchtern von Avocados immer wieder vorgeworfen, heimlich unterirdisch Wasser für die großen Monokulturen abzuzweigen. Tatsächlich folgten auch Strafzahlungen. Doch grundsätzlich hat das nichts an der Situation geändert. Das chilenische System der Wasserrechte räumt den Besitzern der erworbenen Genehmigungen eine exklusive Nutzung der Ressourcen ein. In einer Zone, in der ohnehin geringe Wasservorräte zur Verfügung stehen, wird Wasser zum Luxusgut.
Prekäre Wasserversorgung
Ein Bericht der dänischen Journalistenplattform Danwatch über die prekäre Wasserversorgung in Petorca führte im vergangenen Jahr dazu, dass Supermärkte wie Lidl, Aldi und Danks Supermarket ankündigten, keine Paltas mehr aus dem besagten Anbaugebiet zu beziehen. Auch der holländische Importeur Jan Willem Verloop von «Nature´s Pride» erklärte in einer Reportage des deutschen TV-Magazins «Weltspiegel», keine Avocados mehr aus Petorca zu beziehen.
Der wasserintensive Anbau dürfte allerdings weiter zunehmen. Denn das Geschäft mit der trendigen Superfrucht läuft einfach zu gut. Wie Daten des Statistischen Bundesamts zeigen, ist in Deutschland die Importmenge von Avocados in den vergangenen Jahren stark angestiegen – von knapp 28.000 Tonnen in 2010 auf rund 58.500 Tonnen in 2016. Damit hat sich die Menge innerhalb von sechs Jahren nahezu verdoppelt. Chile war 2016 viertgrößter Palta-Exporteur weltweit und erzielte Einnahmen von knapp 360 Millionen US-Dollar.
Der Avocado-Boom brachte Mexiko gar in eine paradoxe Lage. Der globale Marktführer beim Palta-Export sah sich im vergangenen Jahr gezwungen, Avocados aus Peru und Chile zu importieren, weil für den Eigenbedarf nichts mehr übrig war. Acht von zehn Avocados, die in Mexiko wachsen, werden ins Ausland verkauft. Die erhöhte Produktion hat auch dort ökologische Folgen: Um Platz für neue Plantagen zu schaffen, wurden tausende Hektar Wald teilweise illegal gerodet.
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Schlechte Ökobilanz
Nicht nur der enorme Wasserverbrauch von circa 1.000 Litern pro Kilo Avocado stellt ein Problem für Länder dar, in denen die Wasserversorgung prekär ist. Die Ökobilanz verschlechtert sich auch durch den Transport in Kühlcontainern. Hellgrüne Paltas wiederum müssen in speziellen Frachträumen mit künstlich hergestellter Feuchtigkeit und Wärme reifen. Laut einer Studie der britischen Organisation Carbon Footprint verursacht die Herstellung samt Transport einer Avocado 846 Gramm Kohlendioxid. Das ist fast das Doppelte an Emissionen als bei der Produktion von einem Kilo Bananen.[/box]