Betrieb setzt nun auf die Vermarktung des eigenen Bieres
Von Arne Dettmann
Nach mehr als 70 Jahren stellt die Teppich-Manufaktur in Puyuhuapi in der südchilenischen Region Aysén ihren Betrieb ein. Das Werk geht zurück auf die Entstehung des Ortes selbst: Die deutschen Auswanderer Otto Uebel und Karl Ludwig waren 1934 nach Puyuhuapi gekommen und hatten zusammen mit dem Patagonienforscher August Grosse die Siedlung gegründet.
Die Kolonisten stammten aus dem böhmischen Rossbach, das heute zu Tschechien gehört. Textilfabrikant Robert Uebel träumte von einem Neuanfang in Übersee – die Wahl fiel auf den Puyuhuapi-Fjord. Sein jüngerer Bruder Otto sowie Karl Ludwig reisten nach Chile, später kamen noch Walter Hopperdietzel sowie Ernst Ludwig hinzu. Am 10. Januar 1935 wurde schließlich die Siedlung «Waldhagen» gegründet.
Im Laufe der Zeit ließen die Sudetendeutschen die heimatvertriebenen Eltern und Geschwister nachkommen. Die Manufaktur Alfombras Puyuhuapi nahm gegen Ende des Zweiten Weltkriegs ihren Anfang, ab 1948 wurden die ersten gewebten Waren verkauft. Auch aus Chiloé eingewanderte Chilenen arbeiteten in der Herstellung der Teppiche.
Schwierige Lage bei der Zulieferung von Wolle
Das Geschäft ging später von Walter Hopperdietzel an dessen Neffen Helmut, der die Fabrik zusammen mit seiner Frau Verónica Ralph weiterführte. Doch nun ist leider Schluss. Grund ist paradoxerweise nicht die fehlende Nachfrage, sondern ein Engpass bei der Wolle. Der bisherige Lieferant Oveja Tomé – die Spinnerei Bellavista Oveja Tomé wurde 1897 von dem deutschen Carlos Werner erworben – befindet sich selbst in einer Krise, eine weitere Quelle in Santiago hat ihre Pforten bereits dicht gemacht. Andere Angebote sind zu kostspielig.
Bis vor Kurzem arbeiten noch drei Knüpferinnen in dem Betrieb, die allerdings altersbedingt in den Ruhestand gegangen sind. Nach Einschätzung von Luisa Ludwig, Tochter des Ortsgründers Karl Ludwig, war das Geschäft mit den Teppichen schon seit langer Zeit nicht mehr rentabel. Und eine Modernisierung der Knüpferei wäre wohl zu teuer.
Die Familie Hopperdietzel hat seit ein paar Jahren parallel auf die Herstellung der Biermarke «Hopperdietzel» gesetzt und will diese Vermarktung nun stärker vorantreiben. Vorstellbar wäre zudem, dass die alte Manufaktur in ein Museum umgewandelt wird.
Die Siedlung Puyuhuapi liegt direkt an der bei Reisenden beliebten Landstraße Carretera Austral und in unmittelbarer Umgebung zum Nationalpark Queulat. Vor ein paar Jahren existierte im Ort zudem noch das «Café Rossbach», der Name ist ebenfalls eine Reminiszenz an die deutsche Einwanderung. Es wurde in Appartements umgewandelt. Das Hotel Casa Ludwig, ein denkmalgeschütztes Gästehaus, steht auch vor einem Wandel: Die Besitzerin Luisa Ludwig sucht einen Käufer.