Die beliebten Semanas Musicales werden nun bereits zum 50. Mal in Frutillar aufgeführt
Die feierliche Einweihung der 50. Musikwochen in Frutillar begann am vergangenen Samstagabend im Teatro del Lago mit einer Videovorführung.
Von Walter Krumbach
Vor vollem Haus lief die Geschichte des Festivals ab. Die Chronik berichtete von den ersten Chordarbietungen, die Anfang des 20. Jahrhunderts der Schulleiter Jakob Junginger leitete. Persönlichkeiten wie Robert Dick, Artur Junge, Guillermo Schiess, Alfred Daetz und Flora Inostroza, die das Festival initiiert beziehungsweise entwickelt und nachhaltig geprägt haben, waren in denkwürdigen Archivaufnahmen bei der Arbeit zu sehen.
Harriet Eeles, Vorsitzende der Semanas Musicales, ergriff sodann das Wort, um den zahlreichen Personen, Unternehmen und Institutionen zu danken, die den Fortschritt der Festspiele ermöglicht und gefördert haben. Besonders herzliche Worte fand sie für ihre Mitarbeiter.
Ennio Vivaldi, Rektor der Universidad de Chile, dankte für das Privileg, an einer derartig relevanten kulturellen Tätigkeit teilhaben zu dürfen. Er gratulierte den Frutillarern mit den Worten: «Ihr ergreift das Beste, was wir haben und leistet damit etwas, was Chile in die Weltöffentlichkeit projiziert.»
Anerkennung für die verstorbene Vorsitzende Flora Inostroza
Der Oberkommandierende der Luftwaffe, General Jorge Robles, wies dankend darauf hin, dass die Luftwaffe seit 1982 an den Musikwochen aktiv beteiligt sein darf. Er sprach der verstorbenen Vorsitzenden Flora Inostroza anerkennende Worte «für ihren unermüdlichen und beharrlichen Einsatz zur Entwicklung des Festivals jenseits unserer Grenzen» aus.
Nachdem sich Kulturminister Ernesto Ottone den Gratulanten angeschlossen hatte, begann das Konzert. Zwei Werke des griechischen Gegenwartsautors Vangelis standen auf dem Programm: «Mythodea» und «1492». «Mythodea» entstand 1993 und sollte acht Jahre später als offizielle Begleitmusik in Übereinstimmung mit dem Beginn der Marsumkreisung des Raumschiffs 2001 Mars Odyssey verwendet werden.
Beteiligt waren der Chor der Jornadas Musicales del Norte, das Blasorchester der Luftwaffe und die Solistinnen Maureen Marambio und Marcela González unter der Gesamtleitung von Fabrizzio de Negri.
Das Stück mutet zunächst wie Filmmusik an, bei der die Effekte das Sagen haben, wie es der wiederholte Einsatz eines Synthesizers eindringlich zum Ausdruck bringt. Dazu wurden Aufnahmen von Gestirnen und Raumschiffen auf einer Riesenleinwand gezeigt, die das musikalische Geschehen unterstützten. Scheinwerfer tauchten Musiker und Publikum in verschiedenste Farbtönungen und Formen.
Lautstarke Elektronik bis zum Trommelfellplatzer
Beide Sopranistinnen trugen ihre Parts einfühlsam vor. Leider wurden ihre Stimmen wie auch der kompetente Chor elektronisch verstärkt. War das, in Anbetracht der einzigartigen Akustik dieses Saals, nötig? Bedingt durch die Platzierung der Lautsprecher waren somit die Stimmen der beiden Damen falsch geortet. Die aufbrausenden crescendi führten zu ohrenbetäubenden fortissimo-Explosionen, wahre Trommelfellplatzer, bei denen die Musik gnadenlos übersteuert und verzerrt erklang.
Vangelis erwirkt wiederholt eine opulente Klangfülle, die de Negri geschickt auszuarbeiten verstand. Die beeindruckenden Filmaufnahmen trugen zum Erfolg des Abends nicht unwesentlich bei, sodass sich auch eingefleischte Multimediaspektakel-Skeptiker mitreißen ließen.
Die berühmte Musik zu dem Kolumbus-Film «1492» rundete den Abend niveauvoll ab.