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miércoles, 6. noviembre 2024
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Papst Franziskus – Leben und Wirken eines Gottesmannes

Erster Amerikaner und Angehöriger des Jesuitenordens als katholisches Oberhaupt

Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio wurde 2013 zum Papst gewählt.
Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio wurde 2013 zum Papst gewählt.

 

Am 13. März 2013, nach dem fünften Wahlgang hinter verschlossenen Türen, erhielt Kardinal Jorge Mario Bergoglio die zur Papsternennung nötige Zweidrittelmehrheit der Stimmen. Der Argentinier nahm die Wahl an und entschied sich für den Namen Franziskus, im Gedenken an den Heiligen Franz von Assisi. Mit Bergoglio übernahm zum ersten Mal ein Amerikaner und ein Angehöriger des Jesuitenordens das hohe Amt.

 

Von Walter Krumbach

Die Wahl löste weltweit Erstaunen aus. Zwar hatten seine beiden Vorgänger die Tradition unterbrochen, der Papst müsse Italiener sein, aber ein Pontifex Maximus aus Argentinien stellte doch eine bedeutende Überraschung dar.

Im argentinischen Regierungspalast herrschte alsbald allgemeine Bestürzung. Während der Amtszeit von Präsident Néstor Kirchner und später von dessen Frau Cristina Fernández hatte Bergoglio sich entschieden gegen die Eheschließungen gleichgeschlechtlicher Paare und Abtreibungen ausgesprochen. 2004 warf er in einer Predigt Néstor Kirchner «Exhibitionismus» vor. Als im Jahre 2008 die Agrarunternehmer Argentiniens streikten, führte der Kardinal mit Vertretern der Bauern Besprechungen, worauf er die Präsidentin aufforderte, «eine großzügige Geste» zu vollführen, um den Konflikt zu entspannen, womit er sich erneut mit Cristina anlegte.

Bei seinem Amtsantritt war Cristina zugegen. Die Begrüßung war höflich-distanziert. Die Präsidentin trug ein hochelegantes schwarzes Kleid, eine schicke Kopfbedeckung und schüttelte ihrem Landsmann wiederholt die Hand, während sie auf Franziskus einredete. Am 18. März 2013, fünf Tage nach seiner Wahl, empfing er sie zur Audienz. Während des 20-minütigen Gesprächs und dem darauffolgenden Mittagessen bat Cristina Fernández den Papst, seinen Einfluss geltend zu machen, um mit dem Vereinten Königreich einen Dialog über die diplomatische Krise in Bezug auf die Souveränität der Falklandinseln anzubahnen.

    

Schüler von Carlos Aldunate Lyon

Jorge Mario Bergoglio, Jahrgang 1936, wuchs als ältestes von fünf Kindern in Buenos Aires in einer katholischen Familie auf.

Mit 21, im Jahr 1957, entschied er sich für die Priesterlaufbahn und trat in das Seminar der Stadtgemeinde Villa Devoto ein. Nach zwei Jahren als Jesuiten-Noviziat beendete er sein Studium im Jesuitenjuniorat von Santiago de Chile. Sein Lehrmeister war der herausragende Vertreter der charismatischen Bewegung innerhalb der katholischen Kirche, Carlos Aldunate Lyon.

Zwischen 1964 und 1966 unterrichtete er an zwei Schulen in Buenos Aires Psychologie und Literatur.

Von 1967 bis und 1970 studierte er Theologie. Eine prägende Persönlichkeit war für ihn in diesem Lebensabschnitt der Jesuit Juan Carlos Cannone, Gründer der «Filosofía de la liberación» («Philosophie der Befreiung») und der «Teología del pueblo» («Volkstheologie»), die Bergoglios Weltanschauung tief beeinflussen sollten. Im Dezember 1969, mit knapp 33, wurde er als Priester ordiniert. Sein Tertiat, die dritte und letzte Prüfungszeit eines Jesuiten, absolvierte er in Spanien.

 

Provinzial des Jesuitenordens

Von 1973 bis 1979 übte er das Amt des Provinzials der argentinischen Provinz des Jesuitenordens aus. Von 1980 bis 1986 war er Rektor der Theologischen Fakultät von San Miguel. 1986 reiste er nach Deutschland, um an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen (Frankfurt am Main) zu promovieren. Seine Dissertation ließ er unvollendet.

Bergoglios Verhalten während der argentinischen Militärdiktatur ist umstritten. Zum einen wird er beschuldigt, zwei Priesterkollegen den Behörden ausgeliefert zu haben, und zum anderen heißt es, er habe sich für ihre Freilassung eingesetzt. Ebenso wurde ihm vorgeworfen, er habe vom Raub Neugeborener gewusst, ohne etwas dagegen zu unternehmen.  

1992 ernannte Johannes Paul II. Bergoglio zum Weihbischof von Buenos Aires und zum Titularbischof von Auca. Im Februar 1998 trat er die Nachfolge von Kardinal Quarrancino, des verstorbenen Erzbischofs von Buenos Aires, an.

 

Der Fall Podestá

2001 besuchte er, als einziger katholischer Amtsträger, den ehemaligen Bischof Jerónimo José Podestá. Der Todkranke hatte sich für die Schließung von Priesterehen und Frauenordinationen eingesetzt. Zudem hatte er mit seinen regimekritischen Äußerungen einigen Staub aufgewirbelt. Seine Haltung hatte zur Suspendierung von allen seinen kirchlichen Ämtern geführt. Nach Podestás Tod war Bergoglio wiederum der einzige Vertreter der katholischen Kirche, der die Verdienste des einstigen Bischofs öffentlich würdigte.

Während der schweren Wirtschaftskrise im Jahr 2001 setzte der Erzbischof sich für den sozialen Wiederaufbau ein. Er unterzog die damals aktuellen Konzepte wie Globalisierung und freie Marktwirtschaft harscher Kritik, setzte sich entschieden für das verarmte Volk ein und beeindruckte durch seinen bescheidenen Lebensstil.

 

Kardinal

Im Februar 2001 ernannte Johannes Paul II. Bergoglio zum Kardinal. Im November 2005 wählte die argentinische Bischofskonferenz ihn für drei Jahre zu ihrem Vorsitzenden. 2008 bestätigte sie ihn für eine weitere Amtszeit.

Während der fünften Generalversammlung des CELAM (Rats aller Bischöfe von Lateinamerika und der Karibik) in Aparecida (Brasilien) leitete er die Abfassung des Schlussdokuments, in dem es heißt: «Wir leben im Teil der Welt mit der größten Ungleichheit, der am meisten gewachsen ist und das Elend am wenigsten verringert hat. Die ungerechte Verteilung der Güter dauert an und hat eine Situation der sozialen Sünde entstehen lassen, die zum Himmel schreit und die Möglichkeiten eines erfüllteren Lebens für so viele unserer Brüder begrenzt.»

 

Frischer Wind im Vatikan

Der als medienscheu und wortkarg bekannte Franziskus führte schon kurz, nachdem er den Thron Petri bestiegen hatte, drastische Reformen durch. Den fünf Kardinälen, die die Vatikanbank verwalteten, kürzte er den Jahreszuschuss sowie die Sondergratifikationen für Vatikanangestellte zum Pontifikatswechsel. Er feuerte Nunzio Scarano, der die Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls leitete und wegen Geldwäsche- und Korruptionsverdachts verhaftet worden war. Er beauftragte ein Finanzberatungsunternehmen, sämtliche Kundenkontakte der Vatikanbank auf Geldwäsche zu untersuchen.

Ferner ließ Franziskus verlauten, die Evangelisierung setze «apostolischen Eifer» und «kühne Redefreiheit» voraus, damit «die Kirche aus sich selbst herausgeht». Er kritisierte die «kirchliche Selbstbezogenheit» und den «theologischen Narzissmus». Es sei die Aufgabe der Kirche, das Evangelium zu verkündigen, denn Jesus Christus selbst bewege sie dazu.

Franziskus Hauptsorge ist nach wie vor die Bekämpfung der sozialen Ungleichheit. In seinem Lehrschreiben «Evangelii Gaudium» («Freude am Evangelium») nimmt er unmissverständlich zur freien Marktwirtschaft Stellung: «Diese Wirtschaft tötet.» Anschließend bekräftigt er seine Auffassung mit vier verneinenden Aussagen: «Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung», «nein zur neuen Vergötterung des Geldes», «nein zu einem Geld, das regiert, statt zu dienen» und «nein zur sozialen Ungleichheit, die Gewalt hervorbringt.»

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