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Zu Gletschern und Walen am Ende der Welt

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Ganz im Süden von Chile: Erlebnistour in der Magellanstraße

Magellanstraße, Chile: Wände mal nicht aus Beton, sondern aus beeindruckenden Eismassen.
Magellanstraße, Chile: Wände mal nicht aus Beton, sondern aus beeindruckenden Eismassen.

 

Im südchilenischen Parque marino Francisco Coloane kann der Besucher hautnah Meeresriesen beobachten und dabei ein Whiskey mit Gletschereis genießen.

 

Von Fritz Meinardus

Die Reise beginnt in Punta Arenas, wo wir nachmittags von unserem Hotel abgeholt werden. Die Fahrt geht nach Süden in Richtung Fuerte Bulnes, vorbei an einer endlosen Reihe alter, ausgedienter Fischkutter. Nach 50 Kilometer erreichen wir den Ankerplatz der «Forrest». In Schlauchbooten werden wir an Bord gebracht und mit einem Willkommenstrunk empfangen.

Bald wird der Anker gelichtet. Es geht die Magellanstraße entlang, vorbei am südlichsten Punkt des Kontinents, dem Kap Froward. In der Abenddämmerung ist noch das Kreuz zu erkennen, das dort auf hohem Fels steht. In der Nacht rattert irgendwann die Ankerkette und der Motor wird abgestellt. Die «Forrest» ist ein älterer Kahn, Baujahr 1967 aus Schottland, verkehrte ehemals bei den Falkkandinseln. Der Motor ist noch der ursprüngliche. Die Inneneinrichtung ist bequem und modernisiert, Verpflegung und Bedienung sehr gut. 20 Passagiere haben Platz, wir sind nur 12 Personen.

 

Whiskey mit Gletschereis

Am nächsten Morgen sehen wir bald die Fontäne eines Wales. Es geht jedoch zunächst in einen Fjord der Insel Santa Inés hinein, an dessen Ende zwei Gletscher ins Meer münden. Wir treffen auf die ersten Eisschollen und sehen die Gletscher vor uns, eingerahmt von hohen Bergen. Nach einem trüben Morgen kommt die Sonne durch und lässt das Eis besonders blau leuchten.

Mit dem Schiff geht es durch die Magellanstraße zum Parque Marino Franciso Coloane, wo Wale beobachtet werden können.

Der Eindruck der Eismauer ist gewaltig. Es kracht, eine Welle kommt bis an das Schiff heran. Am kleineren Gletscher werden wir ausgebootet und können uns vor dem Eis die Füße vertreten. Tradition ist, einen Whisky mit Gletschereis zu trinken, was wir uns natürlich nicht nehmen lassen.

Es geht danach zurück in breiteres Gewässer. An den Steilhängen des Fjords nisten unzählige Kormorane. Zwei Kondore sitzen auch da und erheben sich, als wir uns ihnen nähern.

 

Erkennungsmerkmal Schwanzflosse

Der Nachmittag wird der Walbesichtigung gewidmet. Der Kapitän steuert geduldig viele Runden, um ihnen möglichst nahe zu kommen. Es sind Buckelwale, die wir hier antreffen. Sie werden bis zu 18 Meter lang und 20 Tonnen schwer. Sie kommen von weit her, aus dem Pazifik vor Ecuador, Kolumbien oder Panama. Die meisten ziehen bis in die Antarktis, wo sie reichlich Nahrung vorfinden. Einige sparen sich den weiteren langen Weg und bleiben hier am Südzipfel des Kontinents.

Auf ihrem Weg von Ecuador und Kolumbien ziehen die Wale am Südzipfel des amerikanischen Kontinents vorbei.

Ihr Auftauchen wird durch eine hohe, sprühende Fontäne und einem fauchenden Geräusch angekündigt. Nach wenigen Atemzügen tauchen sie wieder ab. Dabei machen sie einen Buckel, daher ihr Name. Die Schwanzflosse (Fluke) kommt dann ganz aus dem Wasser. Bei jedem Wal sieht sie verschieden aus und dient als Erkennungsmal. Der Reiseführer zeigt uns ein Album mit Bildern von über 80 Fluken.

 

Ein Festschmaus für Tiere

Die «Forrest» macht nicht nur Touristenfahrten, sondern wird auch zur Meeresforschung angeheuert. Das Gebiet ist geschützt durch Fangverbot. Es gehört zum Seepark Francisco Coloane. Neben uns, auf der Insel Carlos III, steht eine Hütte mit einem Beobachtungsplatz für Wale. Es treffen sich hier Strömungen des Pazifiks mit denen des Atlantiks und bilden starke Wirbel, die Nahrung mitbringen. Ein Sardinenschwarm in unserer Nähe lockt die verschiedensten Seevögel an, ein unglaubliches Spektakel beginnt. Kormorane, Skuas, Albatrosse, Petreles und Magellanpinguine halten einen Festschmaus.

Noch in der Nacht fährt die «Forrest» zurück und geht an unserem Ausgangspunkt vor Anker. Nach dem Frühstück an Bord werden wir an Land gebracht.

Unser Aufenthalt in Punta Arenas endet mit Stadt- und Museumsbesuchen. Da gibt es viel zu sehen und zu erfahren, zum Beispiel im Museo Naval eine Seekarte, in der die über 150 gestrandeten und gesunkenen Schiffe um Kap Hoorn und in der Magellanstraße verzeichnet sind. Oder das Freilichtmuseum de la Patagonia, der ungewöhnlich prächtige Friedhof, die Nachbauten der bekanntesten Schiffe der Entdeckungsfahrten der Gegend, von Magellan bis Shackleton.

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